Erziehung ohne Bestrafung
Kinder sind Träumer und leben oftmals, so sagt man, in ihrer eigenen Welt. Daher kann es gelegentlich schwierig sein, das Verhalten des jeweils anderen zu verstehen. Für Eltern, die diesen wertschätzenden Erziehungsweg gehen möchten, stellt sich oftmals die Frage, wie sie dies effektiv in dem Alltag umsetzen können. Wir zeigen Euch Möglichkeiten wie Ihr Euer Kind konsequent durch sein Leben begleiten könnt – ohne Bestrafung.
Wie verläuft die Entwicklung von Kindern?
Kinder durchlaufen in ihrer Entwicklung unterschiedliche Phasen, welche sich grob in drei Lebensabschnitte unterteilen lassen. Die erste Phase bildet die sensomotorische Phase. Kleinkinder bis zum zweiten Lebensjahr sind an die augenblicklichen Interaktionen mit ihrem Umfeld gebunden und koordinieren zeitgleich sensorische Erfahrungen mit körperlicher Bewegung. Angeborene Reflexe, wie das Schlucken, werden weiterentwickelt. Kinder im Alter zwischen 2 und 7 Jahren durchlaufen die Präoperatorische Phase. Sie beginnen die Zeit zu verstehen, indem sie die Vergangenheit von der Zukunft unterscheiden. Typische Merkmale dieser Zeit sind sowohl das magische Denken als auch Egozentrismus. Letzteres liegt darin begründet, dass es Kinder allgemein in jungen Jahren schwerfällt, sich in andere hineinzuversetzen. Die letzte Entwicklungsstufe bildet die Phase der formal-operationalen Intelligenz. Zu dieser Zeit sind Kinder und Jugendliche in der Lage logisches und abstraktes Denken aufzuweisen sowie verschiedene Hypothesen bei Sachverhalten aufzustellen, welche sie nicht konkret erlernt haben (1, 2).
Tipps für eine Beziehung statt Erziehung
Im Familienalltag treten regelmäßig herausfordernde Situationen auf. Um Konflikte zu lösen, sollte die zwischenmenschliche Beziehung von Eltern zu Kind in den Vordergrund gerückt werden. Hinter dem Verhalten stecken Emotionen und unterschiedliche Bedürfnisse. Kinder sind grundsätzlich Teamplayer und bereit zu kooperieren (3). Wir zeigen Euch zehn Tipps, die Ihr gemeinsam mit Eurem Kind im Alltag integrieren könnt.
1) Vereinbarungen
Absprachen geben Kindern Halt und Orientierung. Dadurch fühlen sie sich geborgen und lernen zeitgleich die Wichtigkeit und Bedeutung von Vereinbarungen in sozialen Umfeldern kennen. Es ist wichtig, dass Ihr Absprachen mit deutlichen und relevanten Werten und Bedürfnissen für die Familie formuliert, sodass diese gemeinsam besprochen und nachvollziehbar sind.
2) Klarheit
Für den Fall, dass Euer Kind mit seinem Verhalten gegen Eure aufgestellten Werte verstößt, solltet Ihr stets reagieren und versuchen Eurem Kind dabei helfen, seine Handlungsweise umzulenken. Hierbei bietet es sich an, auf Augenhöhe zu gehen und mit einfachen und klaren Worten zu kommunizieren.
3) Bestimmtheit
Bei Erwartungen an Euer Kind solltet Ihr konsequent sein. Aus diesem Grund solltet Ihr auch nachfragen und überprüfen, ob Euer Kind die Erwartungen klar und deutlich wahrgenommen hat und diese gegebenenfalls wiederholen.
4) Körperkontakt
Sorgt für regelmäßigen Augen- und Körperkontakt. Wenn Ihr bei einem Konflikt konsequent sein möchtet, dann könnt Ihr versuchen, Euer Kind an seiner Schulter leicht zu berühren. So können Vorwürfe und Stress vermieden werden.
5) Struktur
Versucht gewisse Strukturen in Eurem Alltag zu integrieren. Geregelte Tagesabläufe können bereits morgens am Frühstückstisch oder abends für den nächsten Tag gemeinsam besprochen werden. Diese Abfolgen sorgen für Orientierung und führen zeitgleich zu einer Vorbilderfunktion von Eltern zu Kindern.
6) Konsequenzen
Es ist wichtig Kinder über die Verantwortung ihres Verhaltens aufzuklären. Hierbei bietet es sich an mit klaren und ruhigen Worten auf die natürlichen Folgen aus ihrem Handeln hinzuweisen. Fragt Euer Kind wie Ihr am besten bei schwierigen Situationen helfen und unterstützen könnt, sodass gemeinsame Lösungen gefunden werden.
7) Wertschätzung
Erläutert Eurem Kind Eure Wertschätzung. Macht ihm deutlich, wie Ihr Euch fühlt und welche Eurer Bedürfnisse unterstützt wurden. Dadurch kann Euer Kind sowohl Eure als auch seine Gefühle wahrnehmen und verarbeiten. Das führt zu einer klaren Kommunikation und vermeidet eine Überschüttung von Belohnungen.
8) Standhaftigkeit
Bleib standhaft. Kinder lernen ihre eigenen Bedürfnisse und Emotionen schneller und deutlicher zu kommunizieren und teilweise selbst zu erfüllen, sobald sie nicht immer sofort das erhalten, was sie sich wünschen (4).
9) Kreative Lösungen
Bereits die kleinsten Kinder sind kreativ und kooperieren gerne. Daher könnt Ihr sie in gewissen Situationen nach ihren Ideen fragen und erstaunt sein welche kreativen Lösungsvorschläge sie nennen (3).
10) Perspektive
Eure Sicht und Einstellung gegenüber Eurem Kind und seinem Handeln sind wichtig für einen respektvollen Umgang miteinander. Besonders bei Konflikten ist es essenziell, hinter das Verhalten Eures Kindes zu schauen. Ein Perspektivwechsel kann Aufschluss hinter gewissen Handlungen geben und Euch dabei helfen, die Bedürfnisse Eures Kindes besser zu identifizieren (5).
Fazit zur Begleitung von Kindern
Kinder benötigen Zeit, um sich individuell entwickeln zu können. Gerade in jungen Jahren haben sie vermehrt Schwierigkeiten, um die Gefühle und Gedanken anderer wahrnehmen und nachvollziehen zu können. Die Verbindung zu Eurem Kind ist ausschlaggebend für einen liebevollen und respektvollen Umgang miteinander. Aus diesem Grund sollten Eltern geduldig sein, lernen Kinder zu verstehen, sie im Laufe ihrer Entwicklung zu unterstützen und jede Phase gemeinsam zu genießen.
Quellen:
- (1): Kahl, Yana (2017): Entwicklungsstufen nach Piaget- Entwickelt sich mein Kind seinem Alter entsprechend?. Online im Internet unter: https://blog.cognifit.com/de/piaget-theorie-entwicklungsstufen/. Aufgerufen am 03. Februar 2022.
- (2): Strohmeier, Birgit (2021): Wie Kinder denken lernen – Warum frühes Eintrichtern von Wissen nichts bringt. Online im Internet unter: https//muttis-blog.net/wie-kinder-denken-lernen-warum-fruehes-eintrichtern-von-wissen-nichts-bringt/. Aufgerufen a, 03. Februar 2022.
- (3): Grütze, Barbara (2020): Erziehung ohne Strafen, schreien, schimpfen. Online im Internet unter: https://www.babymamas.at/index.php/gesund-und-ernaehrung/1137-erziehung-ohne-strafen-schreien-schimpfen. Aufgerufen am 03. Februar 2022.
- (4): Stotz, Martina (2021): Kinder liebevoll und konsequent begleiten, anstatt mit Konsequenzen, Bestrafungen und Belohnung erziehen: 10 Tipps für eine Kindererziehung ohne Machtkämpfe. Online im Internet unter: https://mein-erziehungsratgeber.de/10-tipps-fuer-eine-kindererziehung-ohne-machtkaempfe/. Aufgerufen am 03. Februar 2022.
- (5): Möller-Andres, Susanne (2020): Kinder ohne Strafen erziehen – Warum wir auf Strafen verzichten sollten und wie wir Konflikte respektvoll lösen können. Online im Internet unter: https://apeacefulmom.com/kinder-ohne-strafen-erziehen/. Aufgerufen am 07. Februar 2022.